Hier wächst die Seite des JANUS Ensemble
Foto: Petra Moser
„In Summe ein undogmatischer Abend mit exzellenter Musik an der Schnittstelle von Neuer Musik und Jazz. Kommende Saison geht es weiter mit dieser sympathisch undogmatischen Moderne.“
(Ljubiša Tošić, Der Standard, 21.6.2024)
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11.3.25
JANUS Ensemble
Wien
Sargfabrik
Werke von: Robert Pockfuss, Anna Hazarian, David Hecher, Christoph Cech u.a.
12.3.25
JANUS Ensemble
Linz
Bruckneruni „Leicht über Linz“
Werke von: Robert Pockfuss, Anna Hazarian, David Hecher, Christoph Cech u.a.
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Das JANUS Ensemble wurde 1996 mit der Intention gegründet, ausschließlich für das Ensemble komponierte Werke vor allem der jüngeren und jüngsten österreichischen Komponistengeneration zu interpretieren. Seit damals haben Christoph Cech und seine Mitstreiter eine Vielzahl an Werken aus der Taufe gehoben und einem internationalen Publikum erfolgreich präsentiert. Musikalische Grundgedanken sind die intensive Auseinandersetzung mit den Werken, mehr Probenarbeit und dadurch ein der Schnelllebigkeit der „Neuen Musik“ – Praxis entgegenwirkendes, mehr Tiefe und gleichzeitig Transparenz zulassendes Musizieren. Weitere Spezialitäten des Ensembles sind die Vielseitigkeit seiner Musiker, die neben ihren Karrieren als Interpretierende auch den Spiel- und Kommunikationsformen der Improvisation offen gegenüberstehen und die Kombination der Liveaufführungen mit elektroakustischen Räumen – vom Ensemble „Rooming“ genannt – die eine das Konzert bereichernde spezielle Klanglichkeit ermöglichen. Das JANUS Ensemble traut sich zu, keine stilistischen Ausschließungen zu prejudizieren, erstens weil wir so viele unterschiedliche Musiken mögen, zweitens weil wir sie auch interpretieren können.
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Past Dates
20.11.24
JANUS Ensemble
Wien
Sargfabrik
Werke von: Odysseas Manidakis, Leonhard Gaigg, Herbert Pascher, Christoph Cech
19.11.24
JANUS Ensemble
Wien
Sargfabrik
Werke von: Simon Raab, Magdalena Müller-Hauszer, Werner Zangerle, Robert Pockfuss, Samu Gryllus, Se-Lien Chuang
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Kritiken
Foto: Viktor Brázdil
Uraufführungen in der Sargfabrik: Edelsalon der zeitgenössischen Emotionen
Interessante Zusammenballung mit dem Janus Ensemble
Der Standard, Ljubiša Tošić, 21.6.2024
„Wenn du mich anblickst – dann lass mich nicht erfrieren!“, haucht Vokalistin Eva Klampfer, während um sie herum dichteste Kammermusik brodelt. Elfi Aichingers viersätziges Stück Dich muss ich sehen beschließt einen hochkarätigen Abend in der Sargfabrik subtil – und zugleich voll der emotionalen Direktheit. Der vokale und orchestrale Duktus des Werkes gleicht einer Berg-und-Tal-Fahrt der Sehnsüchte, die ein prägnant und pointiert arbeitendes Ensemble erweckt. Unter der Leitung von Dirigent Christoph Cech legt das Janus Ensemble die Emotion in Aichingers Strukturen, die um ein vokales Zentrum kreisen, konzis offen.
Die Stimme ist auch in den anderen Stücken tendenziell zentral: Da ist Natascha Hechers Florian, das die Beziehung zu einem sehr besonderen Kind schildert. Melancholie, heitere Momente, elterliche Erschöpfung, Verzweiflung und Frohsinn sendet Hecher eindringlich durch die Instrumente. In Simon Hladiks Jin Se (nach einem alten chinesischen Gedicht) ist für die raffiniert und facettenreich agierende Vokalistin Klampfer dann weniger dunkle Dramatik und mehr delikate Zierlichkeit zu durchleben.
Undogmatisch modern
Grundsätzliche Tendenz? Es ist in der Sargfabrik eine Neigung zu elektronischer Würze, Episoden und zum Stop-and-Go-Spiel festzustellen, das gerne per Riffs in metrische Groove-Spiele mündet, wie etwa bei Judith Unterpertingers BAUM: 5. Matthias Kohlers I am a Mound Builder forciert ebenfalls Kontraste: Es setzt das Stück nach melodischer Sanftheit und elektronischem Plätschern zu rockiger Gegenbewegung an. Und Raimund Vogtenhubers NGX 158y mixt Elektronik, perkussiven Einsatz der Instrumente mit raffinierten Lounge-Atmosphären. In Summe ein undogmatischer Abend mit exzellenter Musik an der Schnittstelle von Neuer Musik und Jazz. Kommende Saison (17. 9.) geht es weiter mit dieser sympathisch undogmatischen Moderne. (Ljubiša Tošić, 21.6.2024
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Foto: Viktor Brázdil
Konzertante Klangebene
MICHAEL MANTLER „CONCERTOS“
Michael Mantler (compositions, tp/soloist), Janus Ensemble: Annegret Bauerle (fl), Peter Tavernaro (oboe), David Lehner (cl), Fabian Rucker (bcl), Reinhard Zmoelnig (horn), Alois Eberl (tb/soloist), Simon Teurezbacher (tuba), Joanna Lewis, Tomas Novak (v), Anna Magdalena Siakala (viola), Arne Kircher (cello), Tibor Kövesdi (b), David Dornig (e-g/ soloist), Max Kanzler (mallets/soloist), David Helbock (p/soloist), Jakob Gnigler (ts/ (soloist), Christoph Cech (conduction, dr/soloist)
Michael Mantler und das Porgy & Bess bilden aufführungstechnisch eine wunderbare Symbiose. Erneut kehrte der bedeutende österreichische Komponist und Trompeter, der vor fast 60 Jahren den damals neuen, der freien Improvisation zugewandten Jazzströmungen gültige, solitäre Möglichkeiten flexibler, orchestraler Organisationsprinzipien auf den Leib schrieb, in den europaweit bedeutendsten Jazzclub zurück. Mit der erstmaligen Wiederaufführung seiner 2007 beim Jazzfest Berlin uraufgeführten „Concertos“. Textbezüge und deren vokale Umsetzung hat er bei diesem Werkzyklus außen vorgelassen. Die Stücke verlangen ein Kammerorchester, welches gleichermaßen ImprovisatorInnen und InterpretInnen miteinschließt. Und abermals legte er die „Wiener Umsetzung“ vertrauensvoll in die Hände jenes Mannes, mittlerweile wäre dieser als Bruder im Geist zu bezeichnen, der jazzweltweit eine führende Kapazität für großorchestrale Ausformungen ist: Christoph Cech. Ebenso wie Mantler ein begnadeter, unentwegt forschender „Kompositionsunruhegeist“. Cechs Janus Ensemble war diesmal die musikalische „Exekutive“. Gemeinsam, das sei gleich vorweg verraten, erarbeiteten Mantler und Cech eine Intensität und Geschlossenheit in der Umsetzung des mantlerschen Materials von seltener Güte. Explizit die Verschränkung von analytischer Werkdurchdringung mit spontaner Spielfreude.
„Konzert“ bezeichnet im klassischen Kanon eine virtuos gestaltete Komposition für Soloinstrument(e) mit Orchester. Sehr wohl mit Kompositions-, Formenlehre, also den Quellen europäische Musik, vertraut, hat Mantler seine „Concertos“ einem ureigenen Zugang unterzogen. Einen im dem die spezielle Charakteristik des jeweiligen Soloinstrumentes, gepaart mit der Individualität der SolistIn – einem festgelegten sowie improvisatorischem Verlauf folgend – umgarnt von oder in Korrespondenz mit den determinierten Ensembletexturen, ausgeleuchtet werden soll. Hiermit kommt die nach wie vor lodernde avancierte Jazzneigung des Trompeters in Spiel. Jene Diktion, dass die festgeschriebenen orchestralen Partituren wohlweislich auch Phantasiezündstoff für die ImprovisatorInnen bieten sollen, verfolgt Mantler seit den Gründungstagen des Jazz Composer´s Orchestra. Über all die Zeit hat er dieses Prinzip immer weiter verfeinert, ausdifferenziert. Hinzukam im weiteren Verlauf der Einbezug von Funktionselementarem eines unkonventionellen Rockidioms. Eingewoben in einen ausgeklügelten Raster des Denkens, der seiner Kompositionslegierung aus avantgardebestrebten Jazz-, Rock- und europäische Moderne-Einfärbungen singuläre Inhaltlichkeit zuteilt.
Sieben Stücke umfasst nun besagte „Concertos“-Serie. Im Zentrum stehen die Instrumente, die auch die Stückebzeichnung abgeben, „Trumpet“, „Guitar“, „Saxophone“, „Marimbavibe“, „Trombone“, „Piano“, „Percussion“. Das Eröffnungsstück stellt Mantler selbst heraus. Mit seinem spröd narrativen Trompetenspiel – einen schnörkellosen, scharf skizzierten Ton eigen – das einem unkonventionellen, langnotigen Melos folgt, dunkle Klangbereiche favorisiert. Immer noch speziell. Hiermit definiert Mantler, wie er die Rolle der weiteren Solisten sieht. Als integrativer Teil der kollektiven Verdichtung thematischer Entwicklungen zu Klangfiguren, die permanenten Variationen unterliegen. Bewegungsdynamisch einem Mid-Tempo folgend, das allerdings dann und wann heruntergedrosselt wird. Wesentliches Faktum der Stücke ist zudem die Wechselwirkung zwischen Klangfarbenkomponieren, mit der typischen mantlerschen Schattennote, und Komponieren im konventionellen Regelsystem, wobei ersterem oftmals die dominierende Bedeutung zukommt. Diesbezüglich spielt Mantler wunderbarst mit Klangfarbenreibungen. Ebenso mit kniffligen Taktwechsel, partikularen Klangereignissen, die sich zu kontemplativen Flächenwanderungen verwandeln. Erzielt werden somit polyphone Raffinessen, dramaturgische Hochspannung, umfasst von freitonalen Harmoniekonturen. Das Klangbild bleibt immer schlüssig und transparent. In Szene gesetzt von einem grandios aufspielenden Janusensemble. Christoph Cech dirigiert dieses nicht einfach, sondern bringt die einzelnen Stimmen in außerordentliche Kongruenz. Was die Vermutung anstellen ließ, dass auch versteckte Details der Kompositionen ans Ohr drangen. Auch die restlichen Solisten, allesamt aus den Reihen des Janusensembles, gehen in Mantlers Musik auf, treiben in einem Inspirationsstrudel und gelangen zu Imaginationsdurchbrüchen. Jakob Gnigler am Tenorsaxophon, balladesk bis räudig, frenetisch und besonders hervorstechend, David Dornig an der E-Gitarre, der haargenau jene rockästhetische Spur wie Mantler sie schätzt, fand. Max Kanzler vollbrachte neben enormem Geschick für die Partitur das Kunststück, punktgenau zwischen Marimba und Vibraphon hin und her zu huschen. Den Posaunenpart zur Reife, mit bemerkenswerter Kantabilität, brachte Alois Eberl. Famose Leichtigkeit im persönlichen Ideen-, Interpretationsfluss ergoss David Helbock in seinem Solostatement über die Hörenden. Abschließen übernahm der Ensembleleiter, passionierter Drummer zudem, das Percussion-Feature. Subtil klangorientiert einerseits, mit kernig rockgrooved andererseits. Wie´s der Meister eben krachen lassen will. Musikerfindung und Ausführung erreichten in einer Korrespondenz sondergleichen, ein gemeinsames Plateau.
„Many Have No Speech“ betitelte Michael Mantler einst eine seiner LPs. Er hat EINE gewichtige in der zeitgenössischen Musik (in ihrer Gesamtheit gehört), nach wie vor.